Lautenbach
Der Ferienort Lautenbach liegt im mittleren Schwarzwald, direkt an der Bundesstraße 28, etwa auf halbem Weg zwischen Straßburg und Freudenstadt. Lautenbach gehört zum Ortenaukreis (Ortenau).
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Die Gemarkung der selbständigen Gemeinde – sie hat etwa 1900 Einwohner – umfasst 2156 ha, davon sind 1450 ha Wald, 630 ha Äcker, Wiesen und Obstanlagen, 20 ha Reben, der Rest Gebäudeflächen, Wege, und Gewässer. Sie erstreckt sich von den Höhen des Sohlberges (800 m ü.NN.) und der Schärtenköpfe über die vielen Seitentälchen hinunter in den weiten Taltrichter der Rench, wo sich im Laufe der Zeit das Hauptsiedlungsgebiet des Ortes entwickelt hat (215 m ü.NN.).
Die windgeschützte Lage, die vielen nach Süden sich öffnenden Seitentälchen und das Klima von Lautenbach haben dazu geführt, dass der Ort zu einem bedeutenden Obstanbaugebiet und zu einem vielbesuchten Ferienort wurde. Überall finden wir noch intaktes bäuerliches Leben. Noch ein sehr gut erhaltenes Ensemble eines Renchtäler Bauernhofes stellt der denkmalgeschützte Busamhof im Sulzbachtal dar.
Im Jahre 1764 errichtet, hat er noch alle Facetten des damaligen Aussehens. Lediglich die Eindeckung muß man sich noch in Stroh vorstellen.
Das Bauernhaus, welches Mensch und Tier unter einem Dach birgt, hat in seinem oberen Bereich einen “Trippel”. Links davon steht auch noch das Leibgedinghaus, wohrin sich der Altbauer nach der Übergabe zurückzog. Auch Vorrats- und Backhaus sind noch vorhanden. Lediglich die angeschlossene Mahlmühle wurde einer anderen Verwendung zugeführt.
Lautenbach war über Jahrhunderte hinweg keine dörfliche Siedlung, sondern bestand aus mehreren Einzelhöfen in Streulage, die größtenteils ihren Ursprung im 994 erstmals erwähnten Nußbacher Hof hatten. Das zwischen 1191 und 1196 gegründete Kloster Allerheiligen wurde durch Käufe und Schenkungen zum größten Grundbesitzer auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Lautenbach. Eine dieser Besitzungen des Klosters war das 1233 erstmals erwähnte Hofgut Lautenbach, das Namensgeber für die im 19. Jahrhundert gegründete politische Gemeinde Lautenbach wurde.
Das Kloster Allerheiligen wurde auch auf kirchlich-religiösem Gebiet bestimmend für die Bewohner der Streusiedlung rund um das Hofgut Lautenbach. Propst und Konvent von Allerheiligen waren die Initiatoren zum Bau der 1483 fertiggestellten Lautenbacher Marienwallfahrtskirche, die bis heute in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlt und als Wahrzeichen Lautenbachs das eindrucksvollste Monument der Gotik im Renchtal darstellt.
Neben dem Kloster Allerheiligen übten die Bischöfe von Straßburg von 1316 bis 1803 als Landesherren im Sasbach-, Acher- und Renchtal die politischen Hoheitsrechte über die Bewohner Lautenbachs aus und waren in dieser Funktion oft in die Ereignisse der “großen Politik” verstrickt, unter denen die Bürger Lautenbachs mehrfach zu leiden hatten, besonders während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) und in den Kriegen Ludwigs XIV. (1667 – 1714). Nach der Übernahme des bischöflich-straßburgischen Amtes Oberkirch durch die Markgrafen und späteren Großherzöge von Baden (1803) entstanden im Jahre 1815 die politische und die katholische Kirchengemeinde Lautenbach, deren Bürger anfänglich nicht zuletzt deshalb in schlechten finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnissen lebten, u. a. weil sie die ehemaligen Erblehensgüter des Klosters Allerheiligen und des Ortenauer Niederadels auf dem Gebiet Lautenbachs käuflich erwarben. Die Folge davon war, dass viele Lautenbacher Familien sich zur Auswanderung nach Übersee entschlossen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts boten sich den Einwohnern Lautenbachs neue Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft in neu gegründeten Handwerks- und Industriebetrieben sowie in mehreren Steinbrüchen an.
Überdies entwickelte sich der Renchtäler Fremdenverkehr, von dem auch Lautenbach profitierte. Von Auswirkungen der “großen Politik” blieb die Gemeinde Lautenbach auch in großherzoglich-badischer Zeit (1803/05 – 1918) nicht verschont: In den Revolutionsjahren 1848/49 solidarisierte sich ein Teil der Bevölkerung Lautenbachs mit denjenigen Kräften, die im “Deutschen Bund” demokratische Strukturen aufbauen wollten. Nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 entwickelte sich in Lautenbach ein glühender Patriotismus, der schon bald nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) aufgrund der Entbehrungen und vor allem der Kriegstoten aus der Gemeinde Lautenbach einer pessimistischen Stimmung wich. Der Neubeginn nach dem Ersten Weltkrieg gestaltete sich in Lautenbach im Rahmen der “Weimarer Republik” nicht problemlos, denn Kriegsfolgen, die Inflation von 1923 und die Weltwirtschaftskrise von 1929 belasteten die Bevölkerung Lautenbachs, die jedoch in ihrer Mehrheit die staatstragenden Parteien wählte und erst seit Beginn der Dreißigerjahre den Parolen Hitlers und seiner Parteigenossen Gehör schenkte. Die Jahre der nationalsozialistischen Zwangsherrschaft (1933 – 1945) waren auch in Lautenbach leidvoll: Alle mussten sich dem Diktat der Partei Hitlers unterordnen und nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an der Heimatfront Not und Entbehrungen ertragen. Besonders hart waren jene Familien Lautenbachs betroffen, die Kriegstote zu beklagen hatten.
Lautenbach wandelte sich in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg von einer rein bäuerlich geprägten Gemeinde zu einer Wohngemeinde mit mehreren hundert Auspendlern in die Industrie- und Gewerbestandorte der Umgebung. Dies war nur möglich, weil mit dieser Entwicklung der Aufbau und Ausbau der Infrastruktur immer Schritt hielt: Am Anfang stand der Bau einer zentralen Wasserversorgung für das Dorf und der Anschluss an das Elektrizitätsnetz für alle Gehöfte. In der Kommunalreform 1971 – 1975 konnte Lautenbach seine Selbstständigkeit erhalten, ist aber seit 1974 Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Oberkirch-Renchen-Lautenbach.
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