Gaggenau Geschichte
Gaggenau wird im Jahre 1243 als “Gaggenaw” erstmals urkundlich erwähnt. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse über seine ehemals selbstständigen Dörfer und heutigen Stadtteile reichen für Rotenfels, den ältesten, bis ins 11. Jahrhundert und für Hörden, den jüngsten, bis ins 15. Jahrhundert zurück.
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Bad-Rotenfels, seit 1972 Stadtteil, wird in einem kaiserlichen Schenkungsbrief bereits im Jahre 1041 genannt. Von hier aus nimmt nicht nur die Missionierung des badischen Murgtals ihren Ausgang, sondern hier wird auch seine Mutterkirche errichtet. Das Kirchengebäude in seiner heutigen Architektur stammt aus dem Jahr 1762 und zählt zumindest in unserer Region zu den Kleinoden barocker Baukunst. Fünf Jahre später wird es am 17. Mai dem Heiligen St. Laurentius geweiht.
Den Auftakt für die industrielle Entwicklung Gaggenaus gibt das ab 1681 nachgewiesene Hammerwerk – von keinem Geringeren als dem “Türkenlouis” im Zeitalter des Merkantilismus initiiert.
Für den Beginn des Glashüttenwesens steht die im Jahre 1772 von Anton Rindeschwender veranlasste Verlagerung einer 1698 in Mittelberg errichteten Glashütte nach Gaggenau. Seine 1752 beginnende und mehr als 50-jährige Ära als Schultheiß und Oberschultheiß steht für ein weiteres Kapitel erfolgreicher Gaggenauer Wirtschaftsgeschichte. Rinderschwender, dessen Vorfahren aus Tirol stammen, wird 1797 vom Badischen Herrscherhaus in Anerkennung besonderer Verdienste der Ehrentitel “Fürstlicher Ökonomierat” verliehen. 1773 errichtet Rindeschwender in Höhe des heutigen Glaserstegs die Glashüttensiedlung. Diese neben Glashütte und Herrenhaus auch eine Wohnsiedlung umfassende Anlage erinnert mit ihren teilweise bis heute erhaltenen Fachwerkhäusern an ein bedeutendes frühindustrielles Unternehmen.
Für die eigentliche Industrialisierung, eingebettet in den wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerjahre, werden Michael Flürscheims Eisenwerke, die auf das markgräfliche Hammerwerk zurückgehen, ab 1873 zum klassischen Beispiel. Dieser Frankfurter Kaufmann erweitert sein Unternehmen zum ersten Gaggenauer Großbetrieb, der 1889 bereits über 1.000 Arbeitskräfte beschäftigt. Damit wird Gaggenau zum industriellen Zentrum des Murgtals.
Bereits sechs Jahre später beginnt die Tradition des heimischen Fahrzeugbaus. In Bergmann’s Industriewerken, dem 1894 gegründeten Unternehmen, entsteht 1895 unter dem renommierten Namen “Orient-Express” der erste marktfähige Benzinkraftwagen. Nach Benz, Daimler und Lutzmann ist Theodor Bergmann nicht nur der vierte Wegbereiter der Deutschen Automobilindustrie sondern auch der bedeutenste Gaggenauer Industriepionier.
Industrie- und Stadtgeschichte sind in Gaggenau ohnehin aufs Engste miteinander verflochten. Dafür hat dessen Erhebung zur Stadt geradezu symbolischen Charakter. So erhält Gaggenau am 15. September 1922 aufgrund seiner Wirtschaftskraft – vor allem aber auch dank der Weitsicht des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters August Schneider – die Stadtrechte. Ein Jahr später gehen die ersten Mercedes-Benz-Diesel-Lastkraftwagen mit einem Fahrgestell aus dem Gaggenauer Benzwerk und Vorkammer-Benz-Motoren aus Mannheim auf ihren weltweiten Erfolgskurs. Bis 1967 bleibt die Herstellung von Schwerlastkraftwagen eine Domäne des Murgtäler Automobilbaus. Seit deren Verlagerung nach Wörth, die in frühen 60er-Jahren beginnt, liegt das Schwergewicht des Werks Gaggenau von DaimlerChrysler neben der Produktion von Achsen und Drehmomentwandlern auf der Getriebefertigung. Derzeit unternimmt das Werk alle Anstrengungen, um der neuen Positionierung als Kompetenzzentrum für mechanische und automatisierte Schaltgetriebe gerecht zu werden.
Der örtliche Standort von DaimlerChrysler gilt nach wie vor mit einer Belegschaft von rund 6.400 Mitarbeitern, davon rund 400 Auszubildende als größter Arbeitgeber des Murgtals und bestimmt wie seit eh und je das wirtschaftliche Wohl Mittelbadens. Zum industriellen Spektrum der Gaggenauer Unternehmen zählen neben DaimlerChrysler eine Vielzahl von Mittelbetrieben und eine Reihe von Fachgeschäften für den gehobenen Bedarf. Betriebe wie Dambach, Mayflower, Maisch, Grötz, Lang, König Metall, Z-Müller, CityWagener und viele andere haben schon seit langem einen guten Ruf.
Wie eng sich Industrie- und Stadtgeschichte verzahnen, zeigt sich einmal mehr in Gaggenaus beginnendem Aufstieg zum Mittelzentrum in der ersten Hälfte der 70er-Jahre. So schafft wiederum die Wirtschaftskraft seiner Unternehmen, allen voran das örtliche Werk der damaligen Daimler-Benz AG, die Voraussetzungen zur Erweiterung und Stärkung seiner urbanen Funktionen. Mit der Eingemeindung von Rotenfels, Selbach, Freiolsheim einschließlich Moosbronn und Mittelberg, Sulzbach, Michelbach und Hörden verdoppelt sich nicht nur die Einwohnerzahl von 15.000 auf 30.000, sondern verfünffacht sich auch die Gemarkungsfläche mit auf 6.500 Hektar. Die Erhebung zur Großen Kreisstadt im Jahre 1971 gilt als weiterer Meilenstein und Bestätigung einer erfolgreichen Entwicklung. Neue städtebauliche Akzente setzt die Stadtkernsanierung an der Wende von den 70er- zu den 80er-Jahren. Für die Optimierung von Gaggenaus Verkehrsinfrastruktur gilt die Eröffnung der Stadtbahn auf der Murgalstrecke im Jahre 2002 als herausragendes Beispiel.
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