Breisach Stephansmünster
Die auf dem Münsterberg gelegene Sehenswürdigkeit, das Breisacher Stephansmünster, ist schon von weitem gut sichtbar. Markant sind die beiden unterschiedlichen Kirchtürme des dreischiffigen Baues, die sich – untypisch für einen christlichen Sakralbau – im Chorbereich befinden. Die Kirche stammt aus der spätromanischen Zeit des 12. Jahrhunderts und wurde bis zur Gotik des 15. Jahrhunderts erweitert. Die nach dem heiligen Stephanus benannte Kirche wird von der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Stephan genutzt. Hier werden auch die Schutzheiligen Breisachs, Gervasius und Protasius, verehrt. Das Breisacher Münster ist für seine kunsthistorisch bedeutsame Innenausstattung bekannt, beispielsweise für das über 100 Quadratmeter große Wandbild "Das Jüngste Gericht" von Martin Schongauer und vor allem den Hochaltar aus der Werkstatt des Meisters H. L.
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Die Besiedlung auf dem Plateau des heutigen Münsterberges reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Während der Keltenzeit befand sich dort ein Fürstensitz, der Handelsbeziehungen bis in den Mittelmeerraum unterhielt. Auch die Römer erkannten die strategische Bedeutung des Plateaus und errichteten auf ihm ein Kastell. Dort erließ Kaiser Valentinian I. am 30. August 369 ein Edikt, dem Breisach seine erste schriftliche Erwähnung verdankt. Darin ist ein mons Brisacus erwähnt; vermutlich ist diese Bezeichnung eine Umschreibung der damals vorherrschenden geografischen Situation: „der Berg, an dem sich das Wasser bricht“. Nach der Eroberung durch die Alemannen um 400 entwickelte sich Breisach zu einem der bedeutendsten Orte am Oberrhein. Die Zeit von 1198 bis 1218 unter Herzog Berthold V. von Zähringen war von einer regen Bautätigkeit geprägt. In dieser Zeit entstand die Burg Breisach auf der Nordseite, der Radbrunnen in der Mitte und das St.-Stephans-Münster auf der Südseite des Berges. An der Stelle des heutigen Münsters werden Vorgängerkirchen aus merowingischer oder karolingischer Zeit vermutet, von denen keine materiellen Spuren existieren.
Hochaltar des Meisters HL
Der Hochaltar des Breisacher Münsters ist ein offenes Altarretabel aus Lindenholz. Es besteht aus zwei gewaltigen Flügeln, einer Predella und einem aufstrebenden Gesprenge. Den Hochaltar schnitzte in den Jahren 1523 bis 1526 ein Meister, der das Monogramm HL (→ Meister HL) hinterließ. Diese Initialen könnten dem Bildhauer Hans Loy zugeordnet werden, der in den Jahren 1519/20 in der Freiburger Malerzunft genannt wurde. Allerdings ist über Hans Loy fast nichts bekannt. Nach einer örtlichen Legende stehen die Initialen für einen Künstler namens Hans Liefrink. Der Altar ist dreimal mit dem Meistermonogramm HL in Form von Täfelchen signiert und zwar jeweils an den Füßen von Maria, Christus und Gottvater. Auf einem Gebetbuch, das ein Engel an der Seite der Gottvaterfigur rechts am Altarrand emporhält, ist mit Infrarotlicht die Jahreszahl 1526 – das Jahr der Vollendung – zu erkennen. Der Hochaltar überstand sowohl die Zeit der Bilderstürme als auch die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges; mit seinen Figuren wurde er in den Bergungsraum des Erzbischöflichen Ordinariats in Freiburg in Sicherheit gebracht. 1941/42 wurde bei Restaurierungsarbeiten die 100 Jahre zuvor aufgetragene Farbschicht abgenommen und der ursprüngliche Lindenton wiederhergestellt. Nur die Inkarnatsteile erhielten eine leichte farbliche Fassung. 1949 wurde der Altar ins Breisacher Münster zurückgebracht.
Die Bauzeit des Münsters ist nicht genau bekannt. Es wurde vermutlich nach 1185 begonnen und der Bau 1230 abgeschlossen.Der älteste Nachweis für eine Kirche in Breisach ist eine Urkunde, die vorgibt, am 14. April 1139 datiert zu sein. Darin bestätigt Papst Innozenz II. dem Basler Bischof Ortlieb von Froburg unter anderem den Besitz des Hofguts in Breisach mit der Kirche und ihrer Tochterkirche Hohstaht (Hochstetten): Curtis de Brisache cum ecclesia et filia sua Hostaht. Die Urkunde ist zwar eine Fälschung vom Ende des 12. Jahrhunderts, allerdings scheint sie den Sachverhalt wahrheitsgetreu wiederzugeben.
Im 13. Jahrhundert wurde die Kirche durch einen gotischen Chor mit polygonalem Abschluss erweitert, dessen Dachstuhl dendrochronologisch auf 1292 datiert werden konnte. Anhand einer gotischen Planzeichnung des Freiburger Münsterturms, dessen Rückseite den Breisacher Chorbau zeigt, konnte Erwin von Steinbach als dessen Entwerfer nachgewiesen werden. Der Breisacher Chorbau besitzt als eine Besonderheit als Krypta eine offene Halle, in ihrer Raumform nicht unähnlich dem etwas später entstandenen Königsstuhl von Rhens.
Martin Schongauers Jüngstes Gericht
Das Wandbild eines Jüngsten Gerichts des Colmarer Malers und Grafikers Martin Schongauer befindet sich an drei Wänden im Westbau des Stephansmünsters. Eine Vollmacht vom 15. Juni 1489 weist ihn als Breisacher Bürger aus. Es wird angenommen, dass Schongauer das Bürgerrecht erwarb oder erwerben musste, um den großen Auftrag zu erhalten. Schongauer, der bereits zu Lebzeiten sehr angesehen war, fertigte ein bedeutsames Wandbild, das die größte Darstellung dieses Themas nördlich der Alpen ist. Nach heutigem Stand der Untersuchungen ist davon auszugehen, dass Schongauer seine Gemälde auf vorhandenem Putz aufbrachte.
Das Triptychon stellt im Mittelbild auf der Westwand (13,2 auf 7,4 Meter) das Jüngste Gericht dar, auf den Flügeln den Einzug der Seligen ins Paradies auf der Südwand und den Höllensturz der Verdammten auf der Nordwand (jeweils 14,4 auf 7 Meter) dar. Die bemalte Fläche der drei Wände beträgt zusammen 145 Quadratmeter. Dieses Werk Schongauers wird als ungewöhnlich monumental beschrieben. Das Geschehen spielt sich fast auf der Betrachtungsebene ab. Bemerkenswert ist die geringe Zahl der Gestalten – elf in der Paradiesszene, zehn in der Höllendarstellung und sieben in der Auferstehungsszene. Die Personen sind etwa in doppelter Lebensgröße dargestellt und unterstreichen damit die eindringliche Wirkung. Kunsthistoriker schätzen die Bedeutung dieses Wandbildes sehr hoch ein. Nicht nur die handwerkliche Meisterschaft sei charakterisierend. Außergewöhnlich seien auch die Art der Darstellung und die Auswahl der Motive.
Nach 1330 entstanden umfangreiche Erweiterungen nach Westen. Diese wurden jedoch nur bis zu einer gewissen Mauerhöhe ausgeführt, so dass sich für etwa 100 Jahre an die romanische Westwand eine Bauruine anschloss. Diese lange Pause in der Bauausführung führte zu einigen Ungenauigkeiten sowohl am Westportal als auch an dem mit einem Maßwerk-Tympanon versehenen Nordportal. Erst am Ende des 15. Jahrhunderts wurde der noch bestehende Westbau errichtet. Er lässt deutliche Spuren einer erneuten Umplanung während der Bauzeit erkennen. Anhand der Jahreszahlen 1473 an einem Pfeiler und 1785 an der Außenseite eines Treppentürmchens auf der Südseite sind Beginn und Ende der Bauzeit abzulesen.
An den Steinen des Münsters sind Kriegsfolgen sichtbar. So erinnert eine Inschrift an einen Einschlag von 1870, ausgebrochene Steine sind auf einen Treffer im Jahre 1940 zurückzuführen, der auch das Paradiesbild Schongauers beschädigte. Das unterschiedliche Mauerwerk der Türme zeigt, dass diese nach Ende des Zweiten Weltkriegs erneuert werden mussten. Der obere Teil des Münsters war fast vollständig zerstört, die Orgel verbrannt und der obere Teil des Wandbildes von Schongauer verrußt. Der Wiederaufbau des Münsters dauerte von 1945 bis 1961.
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