Eisenbach Schnitzer-Benny
Die kleine Werkstatt bei Eisenbach könnte in einem Museum stehen. Hier war noch alles so, wie vor einem halben Jahrhundert Schwarzwälder Schnitzer arbeiteten. Tatsächlich haben hier schon vier Generationen gearbeitet, hauten aus groben Holzklötzen Figuren, Kreuze und Fasnetmasken heraus.
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Maskenschnitzer Schnitzer-Benny in Eisenbach
Die Werkstatt in Bubenbach war das Reich von Schnitzer-Benny. Der 90-Jährige, der eigentlich Egon Schwarz hieß, stand bis zu einem Tode Anfang 2016 leidenschaftlich gerne in der Werkstatt. So wie er es seit seit seinem 14. Lebensjahr schon tat. „Ganz kann man das Schnitzen halt nicht sein lassen”, sagte er in einem seiner letzten Interviews dem Schwarzwaldführer.
So erkannte er in kleinen Holzstücken die Form von Eichhörnchen. Binnen weniger Stunden hatte er daraus die Figuren herausgeschnitzt. „Die Figur ist schon im Holz drin. Man muss sie nur herausholen.“
Schnitzer-Benny war bei den Narren im Hochschwarzwald ein Begriff, denn schließlich stammen viele Larven von ihm. Vom Entwurf bis zur fertigen Maske, Egon Schwarz kümmerte sich um alles. Für die meisten hat er sogar die Idee geliefert wie beispielsweise bei den Eisenbacher Bergmännern, deren Larve mit Kristallen und heimischen Mineralien verziert ist. Klar, dass er auch die Maske der örtlichen Sauhexen geschaffen hat, schließlich war er einmal deren Präsident. So nannte man den Obernarren damals.
Entstanden ist der Name seiner Heimatzunft übrigens dank eines Zufalles. Die Bubenbacher Narren hopsten liebend gerne in Pfützen, besonders dann, wenn ihnen Leute zusahen. Die Straßen waren noch nicht asphaltiert, die Drecklachen ziemlich tief und schlammig. Als ein Passant plötzlich jede Menge Schlammspritzer auf seiner Kleidung hatte, schimpfte dieser: „Du Sauhex!“ Damit war der Zunftname geboren. „Die Sauhexen waren extrem!“
Der Schnitzer-Benny erinnerte sich leidenschaftlich gerne an die alten Zeiten zurück, schließlich war die Narretei auch für ihn „unheimlich“ wichtig.
Als sich seine Kunstfertigkeit herumsprach, fragten Zünfte aus der gesamten Region an. Doch bevor er sich an eine neue Larve heranmachte, erkundigte er sich nach eigentümlichen Begebenheiten und erfuhr von Sagen und Geschichten wie die vom Kolmenwibli. Der Überlieferung nach soll im Waldbezirk Kolmen ein altes Weib ihr Unwesen getrieben haben. Erkundigten sich Wanderer nach dem Weg, führte das Weiblein diese meist im Ring herum bis dorthin, wo sie den Wald betreten hatten.
Wie viele Masken der Schnitzer-Benny in seinem Leben geschnitzt hat, das wusste er beim besten Willen nicht. Es werden wohl einige 100 gewesen sein. Sicher war sich der Schnitzer nur: „Ich habe ein paar Bäume verschafft.“ Die Lindenbäume stammten meist aus dem Unterland. Denn das Holz der schnell wachsenden Tallinden (Wasserlinden) lässt sich im Gegensatz zu den schweren Berglinden leichter verarbeiten. „Vom Geschwätz bis zur fertigen Maske“ konnte es schon mal ein Jahr dauern, bis er das erste Muster fertig hatte. Doch Schnitzer-Benny konnte auch ganz anders. Einmal war’s besonders brenzlig. Ab Weihnachten bis zur Fasnet musste er alle Masken für eine ganze Zunft schnitzen. Es war die Zunft der Eisenbacher Bergmänner.
Der noch immer leidenschaftliche Schnitzer entstammte übrigens einem alten Hochschwarzwälder Schnitzer-Geschlecht. Schon der Vater, der Großvater und der Urgroßvater übten das Handwerk aus. Allerdings schufen sie keine Masken, sondern waren hauptsächlich für die Schwarzwälder Uhrenindustrie tätig. Früher wurde noch jede einzelne Uhr von Hand geschnitzt. Das Schnitz- und das Uhrwerk wurden dann von den Manufakturen zusammengesetzt und in alle Welt exportiert. Das Leben war hart, aber das Geschäft lief gut.
Dann wurden die handwerklichen Uhren durch industrielle ersetzt. In der Folge verlegten sich die Schnitzer auf Figuren – Souvenirs für Schwarzwaldtouristen. Oder sie schufen Prothesen für Kriegsopfer. So erinnert er sich auch an die Zusammenarbeit mit dem bekannten Arzt Professor Sauerbruch; für ihn schnitzte sein Vater die allererste Handprothese. Noch heute bewahrt er in der alten Werkstatt das allererste Muster sowie die inzwischen vergilbte Geschäftskorrespondenz mit Professor Sauerbruch auf.
Urlauber, die einen Blick in die Werkstatt werfen wollten, gab Schnitzer-Benny gerne die Gelegenheit. Dabei zeigte er auch einige der vielen Fasnetmasken und gab Auskunft über das alte Schwarzwälder Handwerk. Ein Besuch war wie eine Reise in die Vergangenheit.
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